Savoyen / Piemont – Vom Mont Blanc zum Susatal

Dieses Mal erkunden wir den französischen Teil der Westaplen vom Mont Blanc nach Süden bis zum italienischen Piemont.

Westalpen 2016 mit dem Landy

Nach einer Zwischenübernachtung in einem Seitental bei Chur – Schweiz – mit einer kleinen Wanderung in den beeindruckenden Canyon des Vorderrheins nehmen wir uns die Zeit, „onroad“ über viele schöne Pässe bis zum Zielcamp „Camping les Dômes de Miage“ in Saint-Gervais-les-Bains bei Chamonix zu fahren. Dieser Platz ist sehr großzügig und hat eine traumhafte Lage. Hier starten wir zu Touren vis a vis zum Mont Blanc Massiv, natürlich soviel wie möglich offroad. Die erste Tour führt uns von Flumet über den Vallon de Chaucisse nach Ugine und lässt sich gut mit kleinen Wanderungen und einem Picknick verbinden. Zu empfehlen ist auch ein (onroad) Ausflug zu den Wasserfällen Cascade du Rouget bei Sixt-Fer-à-Cheval an der schweizerischen Grenze.

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Unser Weg führt uns über eine herrliche Verbindungsetappe nach Süden von Beaufort über den Lac Saint Guerin und den Lac des Fees nach Aime und weiter nach Moutiers zum nächsten Camp „Des Neiges“.  Auf dieser Offroad-Überfahrt tangieren wir zahlreiche Almen und es finden sich viele schöne Aussichtspunkte für unseren nun schon traditionellen „Offroad-Espresso“. Der 2. Teil der Route ist alpin und führt auf über 2.100 m hinauf. Auf dem Campingplatz angekommen erleben wir hautnah das Finale um den Europapokal im Fußball zwischen Frankreich und Portugal, dessen Ergebnis ja bekannt ist. 🙂 In den Hochtälern rund um Moutiers lassen sich aufregende Panorama-Touren auf Höhen weit über 2.000 m.ü.M. unternehmen, die sich wieder sehr gut mit Wanderungen koppeln lassen.

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Eine Panoramaroute par exzelence ist die Runde entlang den gegenüberliegenden Hängen von Meribel und Courchevel. Die Routenlänge beträgt 35 km und ist im Mittelteil geschottert. Bei schönem Wetter sollte man sich unbedingt die Zeit für eine Wanderung zum Gipfel Mont du Jovet (2.558 m) unternehmen – man wird mit einem überwätigenden 360 ° Rundumblick belohnt. Nach dem Abstieg lohnt ein Abstecher in das Refuge du Mont Jovet, bei dem man leckeren hausgemachten Kuchen verkosten kann. Das Gebiet wird auch gerne von Mountain-Bikern angefahren.

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Eine weitere sehr erlebnisreiche Route ist die Piste vom Skiort Valmorel zur D 213, die dann links weiter zum Col de La Madeleine führt. Den Ausflug zum Col de la Madeleine heben wir uns jedoch für den Folgetag als Etappe zur Weiterfahrt in den italienischen Piemont auf. Unseren Ausfug kombinieren wir mit einem Stich zum Col Mottet, der uns zur Skistaion auf 2.364 m Höhe führen soll. Ja soll, ein Schneebrett kurz vor dem Gipfel stoppt uns. Das Wetter verschlechtert sich und so beschließen wir, die Zelte abzubrechen und weiter nach Süden zu fahren. Auch freuen sich Pilot und Copilotin schon sehr auf die abwechslungsreiche italienische Küche, die wir in Frankreich schon etwas vermisst haben.

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Also verlassen wir Moutiers und fahren die D213 Richtung Longchamp und nutzen die Piste zum Col de Madeleine auf unserem Weg nach Süden als willkommenen Offroad-Abschnitt. Das Wetter wurde zunehmend regnerischer, sodass sich die Aussicht in Grenzen hält. Nach Passquerung am Col du Chaussy kehren wir in ein Bergrestaurant ein, wo wir das erste Mal so richtig köstlich speisen. Über den Col de Calibier erreichen wir Briancon und fahren nach Italien, wo wir uns uns ein Appartment im wunderschönen Valle di Cisone in Usseaux suchen. Uns ist mal nach einer warmen Dusche und ich benötige zum Arbeiten stabiles Internet.

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Colle Sommelier – irgendwie habe ich mich schon die ganze Zeit auf diesen Ausflug gefreut. Nachdem ich 2006 und 2007 vergeblich versucht habe, mit der Enduro (Suzuki DRZ 400) per Achse auf den Gipfel zu kommen, soll uns das diesmal mit Captain Silver und in Begleitung meiner Frau gelingen. Zur Anfahrt nach Bardoneccia nutzen wir natürlich gleich die Piste von Fenestrelle über den Pass Colle delle Fenestre (2.176 m) weiter nach Susa. Dabei tangieren wir das gigantische Forte di Fenestrelle, zu dem ich später noch komme. Wir starten in Bardoneccia bei schönstem Sonnenschein und nehmen den ersten Teil bis zum Rifugio Scarfiotti in Angriff. Eine traditionelle Stärkung im Rifugio muss sein. Die weitere Auffahrt erfolgt in sehr engen Spitzkehren, die ein oftmaliges Reversieren erfordern. Leider ist uns auch diesmal die Auffahrt zum Fahnenhügel nicht vergönnt. Massive Schneefelder versperren auf 2.860 m Höhe den Weg, die eine Weiterfaht unmöglich machen. Immerhin, soweit bin ich bisher noch nie gekommen. Also nehmen wir Parkposition ein und erwandern die restlichen 140 Höhenmeter. Gar nicht so ohne mit leichten Sommerschuhen durch den aufgeweichten Schnee! Oben schlägt das Wetter nun komplett um und der Gipfel erwartet uns mit Graupel und 3°C – im Juli!

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Der Piemont mit seinen Alpen ist eine Region, die mich in der Kombination „geschichtlich interessierter Offroader“ immer wieder fesselt und diesmal soll das eine Land-Leute-Kultur-Reise werden, bei der wir auch Neues kennenlernen wollen. Die Assietta Kammstraße mit seinen 33 km Schotterpiste wurde Ende des 19. Jh. als Militärversorgungsstraße angelegt und gilt als eine einzigartige Motorrad- und Geländewagen Gratwanderung zumeist über 2.000 m Höhe mit Panorama-Garantie vom Feinsten. Wir starten im Ski-Retortenort Sestrier und befahren die Piste von Süd nach Nord. Die Strada ist diesmal mäßig befahren und wir legen einige Stops ein. Markant ist diesmal der Blick auf den Chaberton mit seinem Gipfel auf franz. Gebiet mit seinen 8 Geschütztürmen. Über den Col Bourget (2.299 m), am Fort Pramand vorbei zum Colle Blegier genießen wir die Sicht hinab ins Valle di Chisone, wo wir unser Lager haben. Weiter geht’s über den Col Lauson (2497 m) an der Testa dell‘ Assietta (2.547 m, Gedenktafel) vorbei zum Colle die Assietta (2.474 m). Immer wieder sieht man Reste von Bunkern und miliärischen Anlagen. In der Nähe vom Forte Finestre endet die Straße, wir nehmen die Piste weiter nach Westen, schauen uns den historischen Teil der Stadt Susa an und verweilen gerne bei einem Gläschen hausgemachten Wein.

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Das Wetter ist herrlich, nach einem herzlichen Abschied von unserer Gastgeberin schlagen wir unser Lager auf einem (noch ruhigen) Camp im Val de Chisone auf und starten zu einer Tour, die uns zum Lago Nero und weiter zum (befahrbaren) Endpunkt im Val Thuras führen soll. Wir sind sehr einsam unterwegs und passieren ausgesprochen reizvolle Plätze, an denen wir natürlich gerne rasten. Das Val Thuras ist ein sehr abgelegenes Tal am namensspendenden Fluss mit kleinen Weilern und einer Stichpiste nach Chaboud, wo sich ein altes Fort mit Versorgungsbaracken aus dem 2. Weltkrieg befindet. Dieser Stich ist zur Befahrungszeit sehr ausgewaschen und steil, sodass wir hier mit Untersetzung fahren. Das macht unserem Landy richtig Spaß! Die Ruinen von Chaboud befinden sich auf 1.918 m Höhe und dienen Viehhirten als Schutz. Zurück im Tal nehmen wir noch die Stichstraße ins Tal Richtung Colle di Thuras bis zur Gedenktafel. Unser Camp hat sich zischenzeitlich mit lautstark kommunizierenden Vierbeinern samt Begleitung aus Turin gefüllt – Wochenendausflügler, die mit Ihren WoMos aufs Land kommen. Zudem ging die Temperatur in der Nacht gegen 0°C, sodass wir uns wieder ein festes Quartier suchen.

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Zeit wieder für einen Kulturtag. Das Forte die Festrelle wurde zwischen 1728 und 1850 erbaut und erstreckt sich über 6.000 Stufen über eine Länge von 3 km mit einem Höhenunterschied von 630 m. Es ist die größte Anlage in Europa und UNESCO Weltkulturerbe. Das Forte Serre Marie befindet sich oberhalb und wurde 1892 zum Schutz des Forte Fenstrelle errichtet. Wir besichtigen heute das Forte Mutin auf der gegenüberliegenden Seite im Val Chisone, von dem wir einen phanastischen Blick auf das Hauptfort haben. Am Abend findet in Fenestrelle ein Festumzug statt.

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Auf den italienischen Hochalmen gibt es den besten Käse – heute erkunden wir das Valle Argentiera und das Valle Moil. Es ist Wochenende, allerschönstes Wetter und das Valle Argentiera unter Einheimischen ein beliebtes Ausflugsziel. Am Taleingang entrichten wir eine kleine Gebühr und genießen den Talverlauf, der am Ende in das Valle Moil abzweigt. Hier endet der Besucherstrom aprupt, da ab jetzt Bodenfreiheit von Vorteil ist. Oben an der Witschaft decken wir uns mit Käse ein und plauschen mit den Bauern. Wieder im Valle Argentiera suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen am Wasserfall und picknicken erst einmal. Ein Traum und wir können uns nur schwer wieder lösen. Wir unternehmen noch eine kurze Wanderung zur Alpe Plane, kaufen etwas Wurst und gönnen uns noch ein Panorama-Bier!

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So langsam ist es Zeit, Abschied zu nehmen. Heute nehmen wir eine alte Schmuggler- und Militärpiste von der italienischen Grenze zum Fort Variselle am Lac du Mont Cenis unter die Räder. Wie sich bald herausstellt, wird das die anspruchvollste für Captain Silver und Besatzung! Kurz vor dem Abzweig lassen wir uns in der Bar Censio nochmals die leckeren Spaghetti Aglio e Oglio e Pepperoncino schmecken und fahren durch den Wald bergan zum Lago D‘ Arpon auf 1.821 m Höhe. Hier beginnt ein sehr steiniger Weg. Es handelt sich um einen ehemaligen Versorgungsweg der Festungen am Mont Cenis in der Qualität eines Eselskarrenweges „Mulattierra“. Wir passieren den Lago di Roterel und kommen auf französisches Gebiet. Die Piste ist zugewachsen und lose Felsbrocken versperren den Weg. Um einen zirkeln wir um Millimeter herum – nur nicht an die Felswand kommen! Hier arbeitet das Gebirge noch! Umkehren unmöglich. Eine Schlüsselstelle haben wir überwunden. Da treffen wir 2 französische Wanderer, die uns mit Händen und Füßen verständlich machen, das die Weiterfahrt nur mit Geländewagen möglich ist…Ja was haben wir denn?? Wir passieren mehrere Bachquerungen und kommen kurz darauf an DIE Stelle: Ein Felsbrocken hat sich gelöst und versperrt den Weg. Geländewagenfahrer vor uns haben die Stelle den Spuren nach jedoch passiert. Was soll’s, an der Bodenfreiheit soll’s nicht liegen. Wir bauen aus umherliegenden Gesteinsbrocken eine Rampe und fahren im Schleichgang cm um cm über den Brocken – geschafft! Wir haben viel Zeit verloren aber eine Besichtigung des Forte Variselle ist ein Muss. Die Piste hoch zum Fort ist gesperrt, eine kurze Wanderung ist angesagt. Der Weg hat sich gelohnt. Über die wackelige ehemalige Ziehbrücke gelangen wir ins Innere der gut erhaltenen Festung und genießen die Aussichten auf den Lac du Mont Cenis und die angrenzenden Gipfel. Abends beziehen wir unser vorletztes Camp im Susatal und kochen mit unserer Landy-Feldküche eine Gemüsepfanne. Auf diesem Platz treffen wir eine Menge Gleichgesinnter.

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Am letzten Tag besichtigen wir das zweitgrößte Fort, Forte di Exilles. Das Fort liegt direkt im Susatal und gilt als eine der ältesten Verteidigungsanlagen im Susatal. Es wurde erstmals 1155 erwähnt, immer wieder zerstört, auf- und umgebaut. Im 18. Jhd. modernisiert und in den letzten Jahren umfangreich restauriert. Beeindruckend ist der in den Fels gesprengte Aufzug. Ein sehr beeindruckender Ausflug und die Geschichte ist spürbar. Das Susatal verlassen wir Richtung Turin und gönnen uns noch den „Umweg“ über den Colle Colombardo. Eine Schotterpiste mit schönen Blicken in das Susatal. Am Colle starten wir das letze Mal unseren „Landy-Klassiker“ und lassen uns bei wärmender Nachmittagssonne frisch zubereiteten Espresso schmecken. Nach einem Stop an der Wallfahrtskapelle „Madonna degli Angeli“ rollen wir hinab in das Valle Viu. Das Tal kenne ich von unseren Enduro-Ausflügen. In Viu beziehen wir das letzte Camp bei netten Gastgebern und zaubern mit unserer 5-Sterne-Feldküche noch einmal Spaghetti Frutti del Mare und lassen den Abend bei einer Flasche piemontesischem Weißwein ausklingen.

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